4.23 Uhr: Das Funkgerät knackt erneut. Noch eine Shahed. Alle rennen raus, dasselbe Ritual, immer wieder. Laserpointer, Schusssalven, Explosionen. Auch diesmal ist die Drohne zu schnell – es war eine der neuen, mit Raketenantrieb, die über 300 Kilometer pro Stunde schaffen.Die Russen feuern in Wellen: 15 Drohnen. Pause. 15 Drohnen. Pause. 15 Drohnen. Die Telegram-Kanäle laufen über von Videos brennender Häuser.Plötzlich, um 5.19 Uhr, leuchten alle Handys grün auf: Luftalarm vorbei. Aber wer die letzten Monate in der Ukraine verbracht hat, weiss, was jetzt kommt. Wenn die Luftabwehr die ganze Nacht gearbeitet hat, die Soldaten müde und die Munition erschöpft ist, dann folgen in der Früh die grossen Geschosse.Nur 32 Minuten später heulen die Sirenen wieder. 9 Marschflugkörper und 4 ballistische Raketen rasen auf die Ukraine zu. Travas Tablet zeigt 3 davon, die direkt hierherfliegen: 557, 650, 945 Kilometer pro Stunde. Gnom setzt sich auf seine Kanone, aber es ist aussichtslos. Die Raketen rauschen vorüber.805 Drohnen und 13 Raketen hat Russland in dieser Nacht abgefeuert. 751 Drohnen und 4 Raketen hat die Luftabwehr abgefangen. Team Gustav hat höchstens 4 Shaheds abgeschossen.Über Kyjiw liegt Rauch an diesem Morgen, er wird sich bis zum Mittag nicht verziehen. 10 Häuser brennen, mitten im Zentrum auch der Sitz des ukrainischen Regierungskabinetts. Zu den 4 Toten dieser Nacht zählen ein 2 Monate altes Baby und seine Mutter, Haustrümmer haben sie erschlagen.Um 7.46 Uhr endet der Luftalarm. «Alles klar, seid vorsichtig», steht auf der App der Stadt Kyjiw. Wenn alles ruhig bleibt, können die vier Soldaten jetzt für ein paar Stunden schlafen.Keine 12 Stunden später heulen die Sirenen erneut. Und Student, Gnom, Berkut und Trava sind wieder auf Position.https://www.republik.ch/2025/09/12/nachts-kommen-die-drohnen