Manchmal verschwinden 500 Gigawatt einfach so
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Der Bericht zur Versorgungssicherheit (PDF) erscheint alle zwei Jahre unter Federführung der Bundesnetzagentur, abgenickt von der Regierung.
Er bildet die wichtigste politische Grundlage, um auch in Zukunft alle Menschen in Deutschland mit Strom versorgen zu können.
Der Bericht kommt zu grotesk falschen Ergebnissen für große Netzspeicher.
Für 2035 erwartet er nur 2 GW Netzspeicher in Deutschland (orange im Diagramm):
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Die Bundesnetzagentur antwortete nur auf meine Nachfrage: Die Annahmen zu Batteriespeichern seien „modellendogen“.
Das heißt: Das Modell berechnet den Speicherausbau selbst nach seinen eigenen Vorgaben.
Im Methodenteil des Berichts erläutern die Autoren ihre Annahmen.
Sie beziehen Wärmepumpen, E-Autos, Interkonnektoren zu den europäischen Nachbarn, Netzausbau, CO₂-Preise und Stromverbrauch, Wetter und andere Faktoren mit ein.
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• Netzbetreiber prüfen 500 GW an Anschlussanfragen für Speicher. Etwa 10 % davon werden auch realisiert.
• Die Berichtsautoren erwähnen selbst in einer Fußnote: Investoren planen bereits heute 4,4 GW an Netzspeichern.
Die Bundesnetzagentur antwortete nur auf meine Nachfrage: Die Annahmen zu Batteriespeichern seien „modellendogen“.
Das heißt: Das Modell berechnet den Speicherausbau selbst nach seinen eigenen Vorgaben.
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Wer hat diesen Zubau vorgegeben?
Der Bericht erklärt, dass der Zubau der Erdgas-Kraftwerke 2029 bis 2031 den Annahmen der Kraftwerksstrategie folgt.
Weil Netzspeicher keine Rolle in der Kraftwerksstrategie der Ampelregierung spielten, tauchen sie nicht in diesem Bericht auf.
Es gibt also eine verschachtelte indirekte politische Vorgabe, Netzspeicher zu ignorieren.
Ob das von der Ampelregierung so gewollt war, steht auf einem anderen Blatt.
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Bei Netzspeichern schreiben sie den Stand von 2024 einfach fort.
Wichtig: Die Autoren nehmen bei Gaskraftwerken etwas anderes an.
Sie bauen einen großen Zuwachs Ende des Jahrzehnts in ihr Modell als externe Vorgabe ein (türkis):
Wer hat diesen Zubau vorgegeben?
Der Bericht erklärt, dass der Zubau der Erdgas-Kraftwerke 2029 bis 2031 den Annahmen der Kraftwerksstrategie folgt.
Weil Netzspeicher keine Rolle in der Kraftwerksstrategie der Ampelregierung spielten, tauchen sie nicht in diesem Bericht auf.
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Im Methodenteil des Berichts erläutern die Autoren ihre Annahmen.
Sie beziehen Wärmepumpen, E-Autos, Interkonnektoren zu den europäischen Nachbarn, Netzausbau, CO₂-Preise und Stromverbrauch, Wetter und andere Faktoren mit ein.
Bei Netzspeichern schreiben sie den Stand von 2024 einfach fort.
Wichtig: Die Autoren nehmen bei Gaskraftwerken etwas anderes an.
Sie bauen einen großen Zuwachs Ende des Jahrzehnts in ihr Modell als externe Vorgabe ein (türkis):
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Aber in der langen Liste der Modellvorgaben fehlen für Batteriespeicher essenzielle Daten. Zum Beispiel:
• Zahl der Stunden mit negativen Strompreisen
• große Preisunterschiede je nach Tageszeit („daily spreads“).Genau diese Daten bestimmen doch, ob Netzspeicher wirtschaftlich sind und private Investoren sie bauen.
Gibt es diese Daten nicht, gibt es, voilà, auch keine Netzspeicher.
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Dabei hätte es Wege gegeben, Netzspeicher in den Bericht zu bekommen.
Wenn sie „von allein“, also ökonomisch getrieben, wachsen sollen, muss das Modell das auch prinzipiell ermöglichen.
Aber in der langen Liste der Modellvorgaben fehlen für Batteriespeicher essenzielle Daten. Zum Beispiel:
• Zahl der Stunden mit negativen Strompreisen
• große Preisunterschiede je nach Tageszeit („daily spreads“). -
Es gibt also eine verschachtelte indirekte politische Vorgabe, Netzspeicher zu ignorieren.
Ob das von der Ampelregierung so gewollt war, steht auf einem anderen Blatt.
Dabei hätte es Wege gegeben, Netzspeicher in den Bericht zu bekommen.
Wenn sie „von allein“, also ökonomisch getrieben, wachsen sollen, muss das Modell das auch prinzipiell ermöglichen.
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Das ist bemerkenswert, weil es in Deutschland abseits kleiner Modellversuche überhaupt kein bidirektionales Laden gibt.
Dafür fehlen die nötigen Regularien.
Erklärung der BNetzA: „Bidirektionales Laden (BiDi) ging in das Zielszenario als exogene Vorgabe ein.“
Der Hochlauf wurde einfach festgelegt und angenommen.
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Es hätte noch einen ganz anderen Weg gegeben. Ein Blick auf diesen Chart aus dem Bericht zeigt das.
Hier wächst das bidirektionale Laden von E-Autos (gelb) Jahr für Jahr stetig:
Das ist bemerkenswert, weil es in Deutschland abseits kleiner Modellversuche überhaupt kein bidirektionales Laden gibt.
Dafür fehlen die nötigen Regularien.
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Genau diese Daten bestimmen doch, ob Netzspeicher wirtschaftlich sind und private Investoren sie bauen.
Gibt es diese Daten nicht, gibt es, voilà, auch keine Netzspeicher.
Es hätte noch einen ganz anderen Weg gegeben. Ein Blick auf diesen Chart aus dem Bericht zeigt das.
Hier wächst das bidirektionale Laden von E-Autos (gelb) Jahr für Jahr stetig:
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„Der Bericht der Bundesnetzagentur zeigt, dass wir Handlungsbedarf haben und neue steuerbare Kapazitäten, insbesondere neue Gaskraftwerke, zubauen müssen. Bis 2035 sieht der Bericht einen Bedarf im Umfang von 22 bis zu 36 Gigawatt.“
Das entspricht im schlimmsten Fall 72 (!) neuen Gaskraftwerksblöcken.
Diese Zahl ließe sich mit Netzspeichern um ein knappes Drittel senken, wie eine Studie des Thinktanks Frontier Economics letztes Jahr ergab.
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Wer braucht dann so ein Modell?
Die Antwort kam nur kurze Zeit nach der Veröffentlichung des Berichts. Sie wurde von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) geliefert:
„Der Bericht der Bundesnetzagentur zeigt, dass wir Handlungsbedarf haben und neue steuerbare Kapazitäten, insbesondere neue Gaskraftwerke, zubauen müssen. Bis 2035 sieht der Bericht einen Bedarf im Umfang von 22 bis zu 36 Gigawatt.“
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Warum hat die Bundesnetzagentur nicht auch einen ähnlich ambitionierten Hochlauf für Batteriespeicher festgelegt und angenommen?
Die Bundesregierung hat es nicht vorgegeben. Sie war die letzte Instanz bei diesem Bericht.
Wer braucht dann so ein Modell?
Die Antwort kam nur kurze Zeit nach der Veröffentlichung des Berichts. Sie wurde von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) geliefert:
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Erklärung der BNetzA: „Bidirektionales Laden (BiDi) ging in das Zielszenario als exogene Vorgabe ein.“
Der Hochlauf wurde einfach festgelegt und angenommen.
Warum hat die Bundesnetzagentur nicht auch einen ähnlich ambitionierten Hochlauf für Batteriespeicher festgelegt und angenommen?
Die Bundesregierung hat es nicht vorgegeben. Sie war die letzte Instanz bei diesem Bericht.
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Auch Energiewende-Faule erkennen so, dass Deutschland nicht ohne Smart Meter und physiknahe Strompreise auskommen wird!
Was ich beim Graben durch Energiewende-Statistiken finde, landet jeden Dienstag zuerst in deiner Inbox.
Hier geht’s zu meinem Newsletter über Klimatechnologien: https://www.cleantech.ing/subscribe/?utm_source=mastodon&utm_medium=threads&utm_campaign=bnetzabericht
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Aber eine Sache macht der Bericht auch richtig: Er legt einen großen Fokus auf „Nachfrageflexibilitäten“ wie Wärmepumpen, Elektrolyseure oder regelbare Industrieanlagen.
Auch Energiewende-Faule erkennen so, dass Deutschland nicht ohne Smart Meter und physiknahe Strompreise auskommen wird!
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Denn in normalen Marktzeiten sind Netzspeicher die natürlichen Fressfeinde von Gaskraftwerken.
Aber eine Sache macht der Bericht auch richtig: Er legt einen großen Fokus auf „Nachfrageflexibilitäten“ wie Wärmepumpen, Elektrolyseure oder regelbare Industrieanlagen.
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Das entspricht im schlimmsten Fall 72 (!) neuen Gaskraftwerksblöcken.
Diese Zahl ließe sich mit Netzspeichern um ein knappes Drittel senken, wie eine Studie des Thinktanks Frontier Economics letztes Jahr ergab.
Denn in normalen Marktzeiten sind Netzspeicher die natürlichen Fressfeinde von Gaskraftwerken.
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